Ingo hat in seinem Blog ja schon über mich hergezogen, nur weil ich meinen kurzen Aufenthalt ein wenig überzogen habe. Naja, wir sind zwar nicht vor Mittag wieder zurück gewesen, sondern erst vor Einbruch der Nacht, aber es reichte ja.
Der uns begleitende Superintendent stand auf heißen Kohlen, zumindest am Anfang. Er war ja in gewisser Weise für uns verantwortlich. Aber es ging nicht anders. Als wir das Camp Senga besuchten setzten wir uns nach der von Ingo beschriebenen Besichtigung in die Baraza, eine Hütte ohne Wände, und Pastor Masungu sagte zu dem Kapita der Wambuti: „Jetzt kannst du dem Missionar deine Probleme vorstellen. – Nein stell dich hin. – nein, besser noch stell dich in die Mitte. Ja, so ist gut!“ Alle Kameras waren auf den Wambuti-Kapita gerichtet, als der sich räusperte und sagte: „Ich möchte mit dem Missionaire alleine sprechen!“ – Stille. Man muss es meinen Begleitern wirklich hoch anrechnen, dass sie das ohne weiteres akzeptierten, obwohl das ja in gewisser Weise ein Misstrauen gegenüber ihnen ausdrückte.
Und das ja auch nicht zu unrecht. Über Jahrhunderte haben die Bantu die Wambuti unterdrückt, versklavt und quasi wie Tiere behandelt. Woher sollten sie wissen, ob sie ihnen trauen können. Alle meine Worte werden ja durch sie weitergegeben. Bisher ist das mit dem direkten Kontakt schwierig.
Und tatsächlich ging das um genau das. Sie fragten nach einigen Sachen, ob das so stimmte, wie es übermittelt wurde. Z.B. die Sekundarschule. „Warum müssen wir Schulgeld zahlen?“ „Ich unterstütze die Sekundarschule nicht. Ich unterstütze euch die Wambuti! Schaut euch doch Moise an, im 3. Schuljahr. Er ist der wahrscheinlich teuerste Schüler des Congo. Ich bezahle für ihn so viel, wie für einen Studenten an der Universität in Goma.“ Das brach das Eis. (Oj, gerade hat es angefangen zu regnen und unsere Schuhe stehen noch draußen zum trocknen.) Noch einige Probleme nannten sie mir und ich schenkte ihnen noch ein Radio, dann sah ich den Superintendenten, der draußen ganz nervös hereinspähte. „Die anderen Sachen können wir in Katwa besprechen. Ich möchte mich hier nicht zu lange aufhalten, wegen der Sicherheit.“
Das ging dann auch in Ordnung. Später unterhielt ich mich noch einige Male mit einem von ihnen und sagte ihm, was ich noch so alles vorhatte.
Ich bin jetzt wirklich sehr gespannt auf unser Seminar in Katwa, ob die Wambuti die Prinzipien verstehen. Auf jeden Fall haben sie das mit den Ziegen schon ganz gut hinbekommen. Danke an die Ziegenspender. In dem Zusammenhang auch noch an die Spender von Moskitonetzen, die von den Lehrern hier dankbar genutzt werden.
Ich musste über die ganze Situation bezüglich der Brücke noch einmal genau nachdenken. Vor allem nachdem ich die Situation hier vor Ort gesehen habe. Es sind die Wambuti in Senga, die von der Erbe des Vorbesitzers des Hügels vertreiben will. Dies ist mir bisher nicht so richtig übermittelt worden. Nun habe ich ja mit der Brücke ein Druckmittel in der Hand, um den Häuptling zu veranlassen dort einzugreifen. Denn, wenn die Pygmäen gehen, können wir das Projekt Tandandale nicht mehr unterstützen. Nun, das dürfte dem Häuptling doch zu denken geben.
Der Aufstieg nach Tandandale ist wirklich der Hammer. 50 m auf einen realtiv steilen Hügel hinauf.
Aber oben hat man einen wunderbaren Ausblick. Bilder können auch nicht den räumlichen Eindruck ersetzen. Jetzt kann ich mir alles viel besser vorstellen. Hier wurde tatsächlich schon eine Menge erreicht. Diese Schule ist sehr erfolgreich auch in den Ergebnissen im Ranking der Schulen. Aber das ist auch ein Problem. Inzwischen hat man Klassenstärken zwischen 60 und 70 und die Schulverwaltung wird das nicht lange dulden.
Im Prinzip muss die ganze Schule noch einmal gebaut werden, also sechs Klassen. Dazu Lehrerhäuser und neue Häuser für die Wambuti. Alles das ist ein ziemlich großes Projekt. Wenn dann noch die Brücke dazukommt und eine Stromversorgung, dann wird das ganze schon so groß, dass ich es alleine nicht mehr bewältigen kann. Dazu muss man das alles mit Hilfe eines BMZ-Projektes stemmen.
Unser IPS ist zwar ziemlich fleißig bei der Ermittlung der Position, aber bei der Umsetzung in einen Blog ist er nicht so gut. Also lieber Ingo: die erste rechts hinter dem Äquator geht nach Katwa, die zweite links geht nach Tandandale. (IPS ist ein neues System zur Positionsbestimmung. Ingo schaut auf seinen Computer und sagt uns wo wir sind und wie hoch wir sind. Ingo positioning System)