Sechs Wochen im Congo 2023

Nach sechs Wochen im Congo kam ich mit sehr vielen Eindrücken und Geschichten zurück. So viel, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte zu erzählen.

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Hier ein Interview, das ich zusammen mit dem  zweiten Vorsitzenden, Andreas Pfohl geführt habe:

Hallo Horst, Du warst jetzt sechs Wochen im Kongo. Was hast du dort gemacht?

Im Congo habe ich u.a.eine Reisegruppe der Kivu-Stifung betreut, an der Generalversammlung der CBCA teilgenommen, die Pygmäen besucht und auch den Wiederaufbau des Dorfes Senga organisiert, das jetzt Neusenga heißt. Es sieht schon ganz gut aus.

Laut Plan soll es am 14. November abgeschlossen sein, aber tatsächlich konnten wir erst nach meiner Unterredung mit den Pygmäen anfangen, also im September! Die lange Planungszeit hatte die Pygmäen zweifeln lassen, Dann gab es Unmengen an Regen und Kämpfe zwischen den Maimai-Rebellen.

Ich musste schließlich im September selbst mit den Pygmäen sprechen. Sie dachten bereits, dass das Geld für ihr Dorf geklaut worden sei.
Mehr dazu hier.

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Allerdings haben wir es nicht geschafft die Häuser fertig zu stellen. Die lufttrockenen Ziegel müssen länger trocknen als vorgesehen. es war einfach zu regnerisch.

Wie ist denn die Lage in diesem Teil des Kongo? Sind Reisen dorthin sicher?

Die Lage ist unterschiedlich, je nachdem, wo man ist. Im Norden, in der Region Beni, herrschen schlimme Zustände. Die islamistische ADF verübt wöchentlich Massaker an der Zivilbevölkerung.

Im Süden haben die Rebellen der M 23 mit Unter­stützung aus Ruanda die Region Rutshuru und Bambou erobert und eine Landbrücke von Ruanda in die Minengebiete des Kongo gebildet. Hier befinden sich große Vorkommen seltener Erden (Coltan) und Edelmetalle (Gold). s.u.

In den großen Städten Goma und Butembo ist es relativ sicher vor den Rebellen. Hier muss man nur die Regierungssoldaten fürchten.

Hattest du Probleme mit den Regierungstruppen?

Ich nicht, aber als ich in Goma war, griffen Spezialeinheiten der Armee die Kirche einer Sekte an und töteten über 100 Menschen. Aber niemanden ausserhalb des Nordkivu hat das interessiert

Heute bitte nicht raus gehen. Es könnte Unruhen geben.

Hattest du die Möglichkeit mit Leuten zu sprechen, die von Massakern betroffen waren?

Von dem Massaker in Goma berichteten mir verschiedene Menschen. Es wurden sogar Videos gemacht.

Ich traf einen Studenten in Katwa, dessen Gemeinde in Bambou von den M23 vertrieben wurde und damit fiel auch sein Stipendium weg. Romain, der Pygmäe an der Bibelschule hat sich für ihn eingesetzt und uns gebeten, ihm zu helfen.

Wir bekamen eine Spende für ihn, die ihm das Studium ermöglicht. Er wird später mi den Pygmäen arbeiten.

Hier steht er, Habyambere Faustin,links von mir und rechts Romain, der Pygmäe an der Bibelschule.

Ich interviewte Kirima, einen jungen Mann, dessen 9-köpfige Familie von der ADF brutalst mit Macheten umgebracht wurden. Er überlebte schwer verletzt und seine kleine Schwester wurde glücklicherweise übersehen. Beide sind schwer traumatisiert.

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Sie hätten Ende August ihr Haus verlassen müssen, da er keine Arbeit und keine Familie hat, die ihm hilft. Wir haben im die Miete für 6 Monate gegeben, Schulgeld für die Schwester und Geld zum Leben. Jetzt sind sie etwas fröhlicher, aber man sieht ihnen das Trauma an.
Sein Lebenswunsch ist es, Pastor zu werden.

Kirima hat von uns ein Stipendium bekommen und studiert jetzt Theologie. Er hat sich verpflichtet, später für unser Projekt zu arbeiten. Hier ist er mit seiner kleinen Schwester und er kann fast schon wieder sich freuen.

Ich traf in Butembo den Häuptling eines Pygmäenstammes mit 41 Waisenkindern seines Stammes und 26 anderen, deren Familien getötet wurden. Sie wurden in Butembo von einem Mann aufgenommen. In der Stadt Beni erzählte man mir von weiteren 300 Waisenkinder, die durch die CBCA Kirche betreut werden.


Dies sind einige der Kinder, die anderen sind unterwegs und Betteln, sie haben vom Bürgermeister eine Erlaubnis zum Betteln bekommen.

Die Hilfsbereitschaft ist groß, Obwohl auch für die Nachbarn die Lage sehr schwierig ist helfen sie durch Nahrungsmittelspenden und haben auch ein Haus für die Kinder gefunden.

Und es gab noch mehr Flüchtlinge, sowohl vor der ADF als auch vor der M23

Warst du in Tandandale?

Nein, ich hätte durch die Gebiete von zwei Maimai Rebellengruppen gemusst. Deshalb kam eine Delegation der Pygmäen nach Butembo. Uleda beherbergte sie und erklärte ihnen stolz die Funktion eines Wasserklosetts.

Was habt ihr besprochen?

Die Pygmäen wurden 2021 aus ihrem Dorf vertrieben und standen kurz vor Weihnachten praktisch auf der Straße.

Wir haben Gelder bekommen, damit die Pygmäen ein neues Dorf aufbauen können.

Ein Grundstück wurde inzwischen gekauft und die Vorbereitung für den Neubau der Häuser abgeschlossen. Aber das war alles nicht so einfach. Ich habe den Leuten den Plan zum Neubau der Häuser persönlich erklären müssen, damit sie beim Aufbau des Dorfes mitmachen.

„Der Weiße baut keine Lehmziegelhäuser. Die Bantu haben das Geld für uns Pygmäen geklaut!“ Jemand brachte das Gerücht auf und ich musste es klarstellen: „Wir haben 10.000$ bekommen und müssen in einem Jahr fertig sein! Wie soll das gehen? Entweder als Lehmziegelhäuser oder gar keine.“
Sie verstanden und akzeptierten.

Die ersten Ziegel, die wir produzierten fielen dem Regen, den Kämpfen zwischen den Maimai und der langen Vorbereitungszeit zum Opfer.

Leider gab es dann Dauerregen und danach Gefechte zwischen den Maimaigruppen, so dass die Ziegel kaputt gingen.

Die nächsten Ziegel wurden in einem Hangar gelagert. Lediglich das Wellblech für das Dach muss gekauft werden.

Was ist dein Eindruck vom Land?

Man wird es mir kaum glauben, aber es ist ein schönes Land mit friedlichen Menschen, die trotz der unzähligen Schwierigkeiten ihr Land aufbauen. Und sie sind damit sehr erfolgreich. Hier ist die neue Station für Frühgeborene im Krankenhaus Katwa. Der Bau ist fertig, aber es fehlt noch Ausstattung. Wenn also jemand zufällig Ausstattung für eine Neugeborenenstation haben sollte, wir können das gebrauchen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen!

Was fordern die Menschen?

„Behandelt uns wie Menschen!“

„Seit dreißig Jahren destabilisiert Ruanda unser Land und niemand interessiert es.“

Der Norden des Nordkivu und die angren­zende Region Ituri wird von ADF Rebellen beherrscht. Das ist eine islam­istische Gruppe, die alle anderen umbringt. Jede Woche hört man von 1 bis 2 Massakern mit 10 – 50 Toten.“

Im Süden des Nordkivu haben Rebellengruppen, die von Ruanda gefördert werden, die Region Rutshuru erobert und die Straße nach Butembo unterbrochen. Inzwischen haben sie auch die Region Bambou erobert, die westlich davon liegt. Schon seit langen sitzen sie in den Minengebieten Masisis. Jetzt können sie unsere Bodenschätze bequem nach Ruanda transportieren. Und ihr profitiert davon.“
„Ihr unterstützt die Ausbeutung unserer Rohstoffe. Ihr schickt UN Truppen, die aber tun nichts.“

Die sagte so oder ähnlich eigentlich jeder, mit dem ich sprach.

Und was sollte man vermeiden?

Ich bin in Goma kein Motorradtaxi gefahren. Das ist mir zu gefährlich.

Ende

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