Reiseblog 9 – Warum ich monogam lebe…

Ich habe jetzt zwei Gottesdienste, zwei Hochzeiten und noch so einiges besucht. Und fast immer haben mich Julienne, Uleda und Joade begleitet. Auch sonst kümmern sie sich wirklich ganz rührend um mich.

Julienne ist für das Essen zuständig und für das Haus. Es ist gut, so jemanden zu haben. Ich kann das Haus auflassen oder wenn ich weg bin, dann bekommt sie den Schlüssel. Allerdings muss ich sehr auf meine Sachen aufpassen. Pardon, die Kleidung meine ich und die Sachen, die ich auf dem Fussboden liegen ließ. Die Kleidung wird sofort gewaschen (Wofür habe ich eigentlich mehr als drei Hemden mit?) Und die Sachen auf dem Fußboden musste ich auch meist eine Weile suchen, weil sie beim täglichen Wischen irgendwo hingelegt wurden. Ich musste ihr erst begreiflich machen, dass ich abends nicht viel esse, nur etwas Fleisch und Käse. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Doch sie hat mir für abends dann Fleisch, Fisch oder etwas ähnliches besorgt und der Käseleib geht jetzt bald zu Ende.

Uleda ist die Oberschwester. Sie hat sogar oft einen Hut auf und ihr daherkommen ist ebenso. Sie kann die Leute ganz gut herumkommandieren, achtet sehr darauf, dass das Geld richtig ausgegeben wird, – auch ich habe schon einige Ermahnungen einstecken müssen – ist bei Auszahlungen sehr vorsichtig und eckt damit oft an.

So wollten einige Leute noch Auszahlungen haben, kurz bevor ich ankam und die waren nicht durch das Budget gedeckt. Die zusätzlichen Kosten für die Brücke, z.B. oder für die Ziegelei, bei der die Abrechnung fehlte. „Nein, wartet, bis Monsieur kommt. Das ist ja bald!“

Joade ist dagegen diejenige, die interessante Leute anschleppt und interessante Projekte. Oder auch mich zu diesen Leuten hinschleppt. Sie kennt wahrscheinlich jeden in Butembo und Umgebung, der was zu sagen hat. Aber sie kümmert sich auch sehr um die kleinen Leute. „Morgen kommst du zum Gottesdienst nach Mutiri!“ Aha! Nicht, dass ich was anderes vorgehabt hätte, bis auf morgens, wo ich mich am liebsten wieder hingelegt hätte. Das reichhaltige Essen auf der Hochzeit hatte mich schlecht schlafen lassen. Der Gottesdienst war schön, und dann meinte sie: „Ach ja, die Frauen hier würden gerne noch mit dir sprechen. Und dann stellten sie mir ihr Brotprojekt vor.

Wie üblich fängt man hier so an: Abkündigung in der Kirche: „Die Frauen wollen ein Brotprojekt machen. Heute ist die Spende für einen Ofen bestimmt.“ Nun, dann hat man irgendwann einen Ofen und kann aber immer noch nicht anfangen.

Wieder einmal konnte ich das anwenden, was ich während meines Businessplanprojektes gelernt habe. Einfache Unternehmensregeln und Finanzpläne. Das ganze dann nochmal vereinfacht und in Kiswahili übertragen. „Habt ihr den vorher mal überlegt was das Ganze kostet? Lohnt sich das denn überhaupt? Was werdet ihr denn für Einnahmen haben und was für Ausgaben? …“

„Den Ofen haben wir ja schon und fehlt nur noch Geld um anzufangen. Personalkosten haben wir auch nicht, denn wir Frauen arbeiten für die Kirche umsonst.“

„Aber diese Kosten müsst ihr mitrechnen! Ihr müsst das Geld für den Ofen als Kredit ansehen, den Ihr nach und nach zurückzahlen müsst. Zuerst einmal auf euer eigenes Konto. Auch Eure Arbeit müsst ihr bei den Kosten mitberechnen, auch wenn das dann gleich wieder eine Spende an die Gemeinde ist. Und warum ist Euer Brot so besonders, dass ich Eures kaufen soll und nicht das eines anderen?“

Das war eine hitzige Diskussion und die Frauen kamen ganz schön ins Schwitzen. Doch hinterher bedankten sie sich sehr und meinten, ich hätte ihnen sehr geholfen und auf manche Sachen aufmerksam gemacht, die sie noch nicht gesehen hätten. Und das war nicht das einzige Mal. Es hat sich herumgesprochen, dass ich kein Geld verteilen kann, aber wohl gute Ratschläge habe. So kommen die Leute anscheinend wesentlich unbefangener zu mir. Nun, den Frauen habe ich einen Kredit von 100$ gegeben, natürlich zinslos. So können sie anfangen.

Ja, so sind die drei Frauen und wenn ich mit ihnen in der Kirche erscheine, frage ich mich, was die Leute da so denken. Aber ich bekomme auch mit, welche Kleinkriege sich da abspielen. Wenn Joade ein Essen eingeplant hat ohne Julienne Bescheid zu geben ist diese Sauer. Uleda achtet darauf, dass Joade sich nicht zu sehr in die Planungen einmischt und vor allem nicht an ihr vorbei. Und so spielt sich immer so eine Hühnerhofordnunung ab. Jede achtet darauf ihren Bereich zu verteidigen und versucht notfalls mich dafür mit einzuspannen und mir sagt, was ich doch bitte machen sollte.

Das ist ja für drei Wochen ganz amüsant, aber wenn ich mir vorstelle, ich hätte die drei geheiratet und dann jeden Tag diese Reibereien, die sich dann sicher im Laufe der Jahre noch vertiefen würden..

Oh nein, da bin ich froh, dass ich nur eine Frau habe, die mir sagt, was ich machen soll.

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