Es war eine gute Entscheidung von Pastor Jibu, nicht in Tandandale zu heiraten. Seine Familie konnte in Butembo ein wesentlich schöneres Fest ausrichten, als es in Tandandale möglich gewesen wäre. Zudem musste man in Butembo nicht mit einem Besuch durch die Nduma rechnen, wie es einem anderen Einwohner in Tandandale erging:
Am Tag nach unserem Weihnachtsfest fand eine Hochzeit von einem Mitglied der Gemeinde der CBCA in Tandandale statt.
Der Gottesdienst war in der Gemeinde der CBCA Buyinga. Dort steht eine große Kirche, die auch gut ausgestattet ist, um einen würdigen Gottesdienst zu feiern. Aber das Fest veranstaltete man in dem Dorf Biena auf der anderen Seite der Brücke in der Nähe von Senga.
Die Straße führt nämlich nördlich des Flusses an Tandandale vorbei. Um nach Tandandale zu kommen
, muss man an einem Abzweig über die Brücke gehen, die wir vor einigen Jahren gebaut haben. Dies hatte noch der vorige Pastor geleitet. Aber man war von den Absprachen abgewichen und hatte es anders gebaut als geplant. Dann hing die Brücke durch und drohte einzustürzen.
Als Papa Schulze 2015 bei uns war, wollte er die Risse in der Brücke schließen, doch als wir fertig damit waren. ließ er alles wieder raus reißen. Er meinte, die Risse würden die Brücke stabilisieren. Wenn wir sie zu machen würden, würde sie einstürzen. Es ist schwer zu glauben, dass Risse oder Löcher etwas fester machen sollen. Er ist Physiklehrer und hat es uns erklärt. Wir müssen ihm einfach glauben.
Ich habe jetzt noch zusätzliche Pfeiler aus Holz unter die Brücke stellen lassen, so dass sie jetzt nicht mehr durchhängt. Von Zeit zu Zeit kontrolliere ich, ob die Risse größer werden. Das ist bisher gut gegangen.
Viele Leute kamen von Buyinga und auch von anderen Orten, um an der Feier teil zu haben. Das Dorf Biena, das so heißt wie der Fluss, liegt direkt an der Straße, ist also gut zu erreichen. So kamen nicht nur die Eingeladenen
sondern auch die Maimai Nduma. Sie fordern ja von jedem Bewohner eine Steuer von 1000FC pro Person. Niemand hatte damit gerechnet, dass sie das auch von den Gästen der Feier fordern würden. Das war eine böse Überraschung.
Da die Eingeladen das nicht erwartet hatten, hatten viele von ihnen kein Geld. Sie mussten jetzt damit rechnen, von den Nduma mitgenommen zu werden oder an Ort und Stelle verprügelt zu werden.
Wegen der anhaltenden Bedrohungen musste das Hochzeitskomitee alles Mögliche tun, um das Geld zusammen zu leihen, damit die Gäste freigekauft werden konnten. So hatte das Hochzeitspaar am Ende etliche Schulden mehr als vorgesehen. Genauer gesagt, die Familie des Mannes, die die Hochzeit ausrichten musste.
Meist fordern die Nduma in solch einem Fall dann gleich die Jetons der ganzen vergangenen Monate und eine Strafe.
Aber wenigstens wurde niemand verhaftet und das ganze ging glimpflich aus. Das neue Ehepaar konnte in Frieden ihre Feier beenden.
Wir hatten also viel Glück, dass unser Weihnachtsfest einige Tage vorher in Senga veranstaltet werden konnte, ohne die Milizen herbei zu locken.
(Die Bilder stammen von einer anderen Hochzeit in Tandandale)
Anm.d.Redaktion:
Auch wenn auf diesen Bildern es eine sehr bescheidene Feier ist, wollen die Menschen doch das Beste aus ihrem großen Tag machen, an dem ihr Sohn oder ihre Tochter heiratet.
Im Gegensatz hatte ich eine Einladung zu einer Doppel-hochzeit, die zwei oder vier große Handelshäuser in Butembo veranstaltet hatten. Sie soll einige 10.000 $ gekostet haben. Hunderte Gäste waren eingeladen. Hoffotografen und -kameraleute verewigten die Szenen.
Eine große Wagenkolonne sorgte für Parkschwierigkeiten und Stau auf der Straße.Allerdings muss man anmerken, dass Autos dort wesentlich billiger sind als hier in Deutschland. Die gezeigten Autos bekommt man für 3-5000. Allerdings mit Rechtslenkung.
Die Gäste waren gruppiert und wurden von etlichen Platzanweisern zu ihren Plätzen geleitet. An der Anmeldung gab es eine lange Schlange, doch ich fiel irgenwie auf und wurde sofort weitergeleitet. Die Gäste bekamen ein Geschenk und man machte ein Foto von ihnen und dem Brautpaar. Es war schon beeindruckend.
Jeder bekam einen Teller voll Essen, dabei war es wichtig, sich genug auf den Teller zu packen, denn eine zweite Chance bekam man nicht mehr. Mein Geschenk, ein gebratenes Huhn und ein Kuchen, wurde gleich von Uleda einkassiert und zwischen mir, Uleda und Joade aufgeteilt.
Auch bei uns in Deutschland sieht man die Tendenz zu immer größeren und pompöseren Hochzeiten. Ob das hinterher zu einer besseren Ehe führt bezweifle ich. Ich denke, dass dann auch die Erwartungen an die Ehe zu hoch sind und der Alltag dann zu alltäglich wird.
Horst Schulze