13. Die Schule in Tandandale

Julienne bei der Grundsteinlegung

Vor zwanzig Jahren haben wir angefangen die Schule in Tandandale zu bauen. Wir hatten bereits mit Unterricht angefangen. Das war in einem halb-haltbaren Gebäude1 mit einer Klasse und einem Lehrer. Ich war dabei, als der Grundstein für die ersten beiden Klassen gelegt wurde. Es ist erstaunlich, was inzwischen daraus geworden ist.

Damals war es ziemlich anstrengend, dorthin zu kommen. Manchmal bekam man eine Fahrgelegenheit nach Mohangi oder Vutumbe im Norden. Dann ging es zu Fuß weiter bis nach Kahuru, das heute Buyinga heißt. Das war damals noch ein kleines Dorf. Weiter ging es noch vier Stunden zu Fuß auf Waldpfaden bis Tandandale. Dabei mussten wir einen Fluss durchqueren und einen anderen, den Biena, mit einer Hängebrücke überqueren.

Später kamen dort Baumstämme hin. Eine Zeitlang gab es dort auch ein Geländer, aber das wurde von einer Flut davon gespült. Manchmal wurden auch die Baumstämme weggespült.

Es hat eine Weile gedauert, bis wir die Bevölkerung dort davon überzeugt hatten, dass wir tat­sächlich eine Schule für sie bauten. Der Vertrag sah nämlich so aus: Das Projekt stellt eine Ziegel­maschine. Die Bevöl­kerung presst die Ziegel.

Das Projekt zahlt den Aufbau des Ofens, die Bevölkerung besorgt das Holz. Das Projekt zahlt die Maurer und das Wellblech und die Bevölkerung transportiert Zement und Sand.

Ziegel werden gepresst

Die Maschine stand eine zeitlang rum, denn die Leute erwarteten, dass das Projekt für die Ziegel zahlen würde. Dann hat Papa Schulze gesagt, wenn die Leute nicht wollen, dann verkaufe die Maschine wieder. Er ist da sehr strikt.

Einmal hat er in Katwa drei Mo­nate lang die Wasserstelle abgeschlos­sen, weil der Wasserhahn immer wie­der kaputt war. Dadurch lief alles Was­ser aus dem Tank aus und im Kranken­haus kam nichts mehr an. Nun sollten die Leute einen neuen kaufen. Nach drei Monaten glaubten sie ihm, kauften einen neuen Wasserhahn und stellten ein Mädchen ein, die auf den Wasser­hahn aufpasste. Danach funktionierte die Anlage und der Wasserhahn ging nicht mehr kaputt.

Die ersten Schüler

Endlich waren dann die Ziegel fertig und gebrannt, als der Krieg aus Ruanda auf unser Land übergriff. Wir hatten gerade die Schule in dem Behelfsgebäude begonnen. Flüchtlinge und die Reste der alten ruandesischen Armee flohen vor der neuen Armee, die sie im Congo verfolgte. Viele Menschen sollen dort im Urwald getötet und verbrannt worden sein.

Die ersten Lehrer. Im Hintergrund ihre Wohnhäuser

Doch Tandandale lag damals ziemlich abseits, so dass es bei uns meist ruhig blieb. Aber Papa Schulze konnte uns kein Geld mehr schicken. Noch nicht mal einen Brief. Aber er hatte es ver­spro­chen. So gingen wir betteln. Wir über­redeten Händler uns den Zement zu geben und Schulze würde die Rech­nung später bezahlen. Ebenso machten wir es mit dem Wellblech, den Maurern, den Zimmerleuten und auch den Lehrern. Auch wir hatten ja kein Geld bekommen. So bauten wir die ersten beiden Klassen ganz auf Kredit mit dem guten Namen von Papa Schulze.

Später, nachdem ich Tandandale verlassen hatte, kamen noch vier Klassen und ein Verwaltungsgebäude hinzu. Jetzt ist die Schule voll funktions­fähig und staatlich anerkannt. Sie gehört zu den besten Schu­len der Um­ge­bung. Allerdings gibt es ja auch nicht viele. Dies verdanken wir Schulleiter Selenge,

Direktor Selenge

der jetzt einige Jahre dort ausgehalten und die Schule auf das heutige Niveau ge­bracht hat.

Für die Pygmäen reicht diese Schule aus, aber die Be­völ­kerung wächst. Viele Menschen zogen in die Gegend, so dass die Schule dringend erweitert werden muss. Dies ist eines unserer nächsten Projekte. Vielleicht müssen wir auch eine weitere Schule bauen. Wir hoffen, dass wir dazu wieder Unterstützung aus Deutschland bekommen. Vielleicht sind Sie ja Baumeister und wollen uns bei der nächsten Schule helfen.

Schulklasse heute

An unserer Schule können die Pygmäenkinder ohne Schulgebühren studieren. Sie ist auch in der Bevöl­kerung als eine Schule der Pygmäen bekannt, auch wenn die meisten Kinder dort keine Pygmäen sind.

Die Schule auf dem Berg von Tandandale. (Die anderen Berge sind höher.)

1Halb-haltbar, semidurable heißen die Bauten aus Holzstämmen mit Flechtwerk aus Schilf und Lehmputz . Sie halten einige Jahre, bis Insekten die Stämme gefressen haben. Eine Schule muss aber, um staatliche Anerkennung zu bekommen, aus Ziegel gebaut sein und mit Wellblech gedeckt.

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