9. Mayani, die Krankenschwester von Tandandale

Meine Nachfolgerin als Krankenschwester in Tandandale war Mayani. Der Name bedeutet Blume oder Pflanze. Ich weiß nicht, ob es zwischendurch noch eine andere gab. Schon seit Jahren ist Mayani bei uns. Sie kümmert sich  um die Gesundheitsstation in Tandandale.

Krankenstation Tandandale

Mayani ist hör­behindert, so dass sie in einer normalen Gesundheitsstation keine Anstellung finden würde. Bei uns kommt sie gut zurecht, hat die Zeit und Ruhe zuzuhören und zu verstehen.

Leider ist das nur eine private Station, nicht für die gesamte Bevölkerung. Wir wollten damals ein Dispensaire, also eine Gesundheitsstation, für die ganze Gegend errichten. Das katholische Haupt­krankenhaus hatte uns dafür keine Erlaubnis gegeben. Es gibt immer wieder Konkurrenzkämpfe zwischen den Katholiken und den Protestanten, so auch in Tandandale. Die katholische Mission war durch unsere Schule in Zugzwang und musste etwas tun. So haben sie die Straße gebaut, von der auch wir alle profitieren.

Unsere Gesundheitsstation versorgt die Pygmäen mit Medika­menten und sendet schwierige Fälle ins Krankenhaus von Buyinga. Auch die Lehrer profitieren von den Gratis-Medikamenten, was aber eigent­lich nicht so gedacht war.

Die Verschmutzung der Umwelt macht auch den Menschen in Tandandale zu schaffen. Die Wambuti holen ihr Was­ser aus dem Fluss, doch im Oberlauf gelangen immer mehr Verunreini­gun­gen ins Wasser. Immer mehr Men­schen waschen sich dort, ihre Wäsche oder ihr Motorrad.

Mayani berichtete uns von meh­reren Durchfall- oder Typhus­epi­demien in dem Pygmäen­dorf Senga. Einmal betraf es fast die gesamte Ein­woh­ner­schaft.

Eingang zur Gesundheitsstation

Mayani berichtet:

Vumo Mauo war ein Mädchen von 10 Jahren und Schülerin an unserer Primarschule Tandandale. Ihr Vater Nyonga starb, als sie noch im Bauch ihrer Mutter war. Deshalb nannte man sie Vumi, Geduld.

Sie bekam Durchfall, Erbrechen und eine Anämie, als sie nach Byambwe geflohen war. Das liegt in Richtung Manguerijipa, nordwestlich von Tandandale , noch weiter flussabwärts. Dort hat sie vom Flusswasser getrunken, weil es nichts anderes gab. Die Familie kehrte nach Senga zurück und von da aus ins Kran­kenhaus von Tumbe. Dort verwies man sie sofort nach Buyinga für eine Bluttransfusion.

Eine Woche lang hatte sie schwere Bauchschmerzen, erholte sich ein wenig, doch dann bekam sie einen Rückfall und am 7.Tag starb sie.

Man fand ein Auto, das sie zurück brachte nach Tandandale, wo sie begraben wurde.

Der Begriff Gesundheitsstation ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Ein Dispensaire muss gewisse Standards erfüllen. Das tut unsere Station nicht. Lange war es nur ein Raum in einem Haus der Schule, aus Lehmfachwerk, wie üblich.

Auch die Lehrer leben unter ähnlichen Bedingungen.

Inzwischen soll sie in einen Raum der Schule umgezogen sein. Aber das ist auch nicht ausreichend.

Man sieht, dass es hier nur einfachste Versorgung gibt. Aber das war lange Zeit die einzige Versorgung in der Gegend. Zudem ist sie für Pygmäen gratis, so dass viele kommen.

Unser Ziel ist es, einmal ein eigenes festes Gebäude für eine Gesundheits­station zu bekommen und dann auch staatliche Anerkennung.

Damit kann die Station dann der ganzen Bevölkerung dienen.

Ein- bis zweimal im Jahr hole ich Medikamente aus Butembo. Dabei muss man hoffen, dass die Medika­mente auch wirklich den Inhalt haben, den sie versprechen. Eine staatliche Überwachung oder geprüfte Apo­theken gibt es nicht. Aber die Standard­medikamente sind in der Herstellung so billig, dass sich eine Fälschung meist nicht lohnt. Und Gesundheitsstationen beschränken sich auf ein Grund­sortiment..So hole auch ich nur die nötigsten Medikamente, vor allem gegen Malaria und Durchfall.“

Mayani macht aus wenigen Ressourcen eine Menge. Ohne sie wären hier die Menschen ohne irgendeine Gesundheitsvorsorge.

Um die Wasserversorgung zu verbessern, experimentiert Mwira mit meiner Hilfe an einem Wasserfilter. Ziel ist es, einen Tonfilter lokal nachzubauen.

Momentan geht es darum sauberen Ton zu bekommen, also ohne Steine, mit denen die Erde hier durchsetzt ist. Dann soll daraus ein Wasser durch­lässige Keramik gebrannt werden.

Da muss noch einige Forschungsarbeit geleistet werder.

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