5. Tag: Goma – Die Geschichte von einem, der vergaß, das Licht auszumachen, als kein Strom da war… (Ingo)

imageSonntags geht man in den Gottesdienst, auch in Goma – wir natürlich auch. Ganz in der Nähe unseres Hotels gibt es eine französischsprachige Gemeinde, zu der wir heute morgen hingefahren wurden. Schon am Tor wurden wir mit afrikanischen Chorklängen begrüßt. Der Chor hat bereits eine halbe Stunde vor Gottesdienstbegin angefangen zu singen um die Leute warm zu machen.

Als „visiteurs“ wurden uns Plätze ziemlich weit vorne angeboten. Wir wurden zwar etwas argwöhnisch beobachtet als wir unser Aufnahme-Equipment aufgebaut haben, aber die Musik lohnt sich aufgezeichnet zu werden. Es scheint jedoch ein Gesetz zu geben, dass weltweit alle Kirchen Probleme mit Verstärkeranlagen haben. Auch hier haben zwei Gemeindeglieder wild an den Knöpfen des Mischpults herumgefummelt, um die häufig auftretenden Rückkopplungen in den Griff zu bekommen. Die Tücken der Technik (oder doch der Techniker?^^)! Natürlich mussten wir nach vorne und uns vorstellen. Eine Gitarre und ein Keyboard waren auch vorhanden, so dass wir mehr oder weniger spontan ein selbstgeschriebenes Lied von Horst auf Swahili vortragen konnten – ein voller Erfolg!

Erfreut stellte ich fest, dass der Gottesdienst in vielen Teilen ähnlich dem in meiner Gemeinde ist. Man beginnt zusammen mit den Kindern, die dann vor der Predigt in den Kindergottesdienst gehen, mit dem Unterschied, dass das bei uns zu Hause nach etwa 10-15 Minuten passiert und hier in Goma etwa nach 75 Minuten. Insgesamt dauerte der Gottesdienst 3 Stunden, weshalb man sich uns anschließend entschuldigte, dass er „NUR“ so kurz gewesen ist! Dabei war es aber nie langweilig, da die Musik, die Predigt und überhaupt die ganze Atmosphäre einfach großartig war. Das soll aber nicht heißen, dass meine Pfarrer zu Hause sich auch zu 60-Minuten-Predigten hinreißen lassen mögen… ^^

Nachmittags haben Matthias und ich dafür gesorgt, dass unser lieber Begleiter Kanyororo beinahe an mehrfachen Herzattacken gestorben wäre. Wir wollten nämlich gerne nochmal in die Stadt, um ein paar Fotos zu machen und auch mal durch ein paar Straßen zu gehen. Kanyororo fühlte sich sichtlich unwohl dabei, aber er willigte dann doch ein und wir fuhren Richtung Zentrum. Jedes Mal, wenn Matthias oder ich geschrien haben, dass wir gerne „mal“ aussteigen wollten, schlug er mehr oder weniger die Hände über dem Kopf zusammen. Es war aber sehr interessant die Stadt auch mal zu Fuß zu erleben. Vor allem der große Kreisverkehr, wo die M23-Rebellen im November vergangenen Jahres ihre Siegesparade abgehalten haben, wollte ich gerne sehen. Passiert ist uns aber nichts bis auf eine kleine Konfrontation mit einer Gang von Straßenkindern, die von uns Dollars für ein Foto haben wollten. Einen habe ich erwischt, wie er mit seiner Hand in meine Tasche greifen wollte, ein anderer hat Matthias sogar getreten. Wir hatten aber wohlweislich keine Wertsachen dabei und sind dann fix wieder in den Wagen gesprungen, gegen den auch getreten wurde, und sind weiter gefahren. Auch der Besuch des „Grande Marchée“ war sehr interessant, wir haben uns mit allerlei Früchten wie Maracuja, Matunda ya damu (Blutfrucht), Ananas und Raupen ausgestattet. Raupen? Jawohl, Raupen, doch davon morgen mehr. Ich hoffe, dass sich Kanyororo wieder erhohlt hat und schiebe es einfach mal auf seine Kondition, dass er immer der erste wieder im Landrover gewesen ist.^^

Neulich nachts hatte ich in meiner Hütte volle Beleuchtung an, als ich von eimem Stromausfall überrascht wurde. Also Stirnlampe aufsetzen und weiter waschen, lesen, Moskitonetz richten und was man halt alles abends so macht. So gegen 4:00 Uhr nachts wurde ich dann von einem grellen Licht geweckt. „Ich arbeite nicht für das CIA! Ich bin kein Spion“, habe ich nur vor mich im Halbschlaf hingestammelt, bis mir irgendwann bewusst wurde, dass einfach der Strom wieder da war und die Festbeleuchtung in meiner Hütte daher rührte, dass ich vergessen hatte, das Licht nach dem Stromausfall auszuschalten. Gnarf, so ein Fehler wird mir nicht noch einmal passieren.

Morgen geht es weiter mit dem Flieger nach Butembo. Jeder von uns hat 15kg Freigepäck. Wie wir das mit der Realität von etwa 40kg pro Person in Einklang bringen werden, wird der nächste Tag zeigen. Auf jeden Fall wird es in Butembo noch schwieriger mit Strom und Internet, so dass wir voraussichtlich nicht mehr jeden Tag etwas posten können. Wir geben uns aber Mühe, dran zu bleiben und euch mit aktuellen Infos und Geschichten aus dem Congo zu versorgen. Danke auch an dieser Stelle für die vielen positiven Rückmeldungen für unseren Reiseblog! Wir freuen uns darüber! Basi, mwischo kwa leo – Schluss für heute!

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3 Antworten zu 5. Tag: Goma – Die Geschichte von einem, der vergaß, das Licht auszumachen, als kein Strom da war… (Ingo)

  1. Christian Schnarr sagt:

    Hallo Ingo! Danke für die lebendigen Schilderungen Eurer Erlebnisse! Gottes Segen und viele Grüsse, Christian

  2. Edzard Rohland sagt:

    Lieber Horst, lieber Matthias, lieber Ingo, Ich verfolge Eure Reise mit großer Freude. Bitte grüßt alle Freunde in Katwa und Butembo von mir, auch die Wambuti in Tandandale.
    Bleibt behütet und reist weiter mit dem Segen unseres Herrn.
    Stets Euer Edzard.

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