7. Tag: Katwa – Obama Style (Ingo)

rps20130227_102523_0Julienne, unsere Haushälterin hier in Katwa, kümmert sich rührend um uns. Im Moment bekommen wir leichte Kost, damit sich unsere Mägen wieder erholen können. Sie ist den ganzen Tag da und nimmt uns die anfallenden Haushaltsarbeiten ab, darüber hinaus ist sie eine fantastische Köchin!

Nach dem Frühstück kam der Superintendent vom Kirchenkreis Katwa aufgeregt zu uns und erzählte uns, dass heute die große Einweihung einer Wasserverteilungstelle in Butembo stattfände, wo alle wichtigen Honoratioren aus Butembo inklusive des Bürgermeisters anwesend wären. Und darüber hinaus, setzte er fort, würde die katholische Gemeinde für sich reklamieren, dieses Projekt initiiert und durchgeführt zu haben. In Wirklichkeit jedoch geht das Projekt auf Horsts Arbeit als Missionar hier und die CBCA zurück. Er bat uns also fix mitzukommen und die Sache richtig zu stellen, damit die katholische Gemeinde nicht alleine die Lorbeeren ernten würde. Gesagt, getan. Im Landrover düsten wir über die staubig-roten Lehmpisten von Butembo zum Ort der Feier. Als wir aus dem Wagen stiegen, wurden die Augen der Anwesenden groß und es wurden schnell Stühle in der ersten Reihe unter dem Sonnenzelt freigeräumt und wir durften uns setzen. Horst wurde ziemlich bald ans Rednerpult gebeten und bedankte sich höflich, dass die katholische Gemeinde das von der CBCA und ihm auf den Weg gebrachte Projekt erfolgreich zu Ende gebracht hätte. Die Menge applaudierte, die Mienen der anwesenden katholischen Honoratioren verfinsterte sich. Danach wurden wir wieder zum Auto geführt und düsten ab. Ganze 10 Minuten hatte unser Auftritt gedauert. Mission erfolgreich abgeschlossen – kurz rein und wieder raus, ganz Obama Style!^^

rps20130227_102630_1Kurz vor dem Mittagessen stellte uns Julienne ihre zwei Töchter vor, die vorbei gekommen waren, um mit eigenen Augen zu sehen, dass ihre Mutter tatsächlich eine „Freundin der Weißen“ ist und für sie arbeitet. Verschüchtert spielten die beiden mit ihren Händen herum, als Matthias und ich zu ihnen gingen, um sie zu begrüßen. Sander (12) und Shalom (11) haben in ihrem Leben noch keine Weißen gesehen, geschweige denn mit einem gesprochen! Das geht den meisten Leuten hier in Katwa so. Seitdem der Bürgerkrieg im Kivugebiet ausgebrochen ist, verirren sich nur noch selten Wazungu hierher. Als wir sie dann noch zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Puissance (14), der zwischenzeitlich auch von der Schule gekommen war, auch noch zum Essen eingeladen haben, waren die drei Kids endgültig eingeschüchtert. Welch ein Gedanke, zusammen mit den Wazungu zu essen! Das hätten sie sich im Traum nicht erhofft! Die Augen wurden immer größer als sie sahen, wieviel von ihrer Mutter aufgetischt wurde. Soviel zu essen, bekommt man hier nur selten, aber nicht, weil es hier nichts gibt, im Gegenteil, aber weil man sich das Essen vielfach nich leisten kann. Dementsprechend haben alle dre auch reingehauen. Soviel wie einer von ihnen gegessen hat, schaffe ich in meinen besten Zeiten nicht und das will was heißen! Verstohlen wurden wir aber die ganze Zeit während des Essens beäugt. Das Eis wude erst etwas gebrochen als ich ein paar Luftballons und meine Krawatte herausgeholt habe, auf der man Klavier spielen kann. Puissance war natürlich mit seinen 14 Jahren zu cool, um noch mit Luftballons zu spielen, die Mädchen waren dafür aber umso begeisterter! Als ich ihm jedoch mein Nexus-Tablet in die Hand drückte und ihm zeigte, wie man Temple Run und Angry Birds spielt, war er für den Rest des Nachmittags nicht mehr ansprechbar und seine Schwestern hatten keine Chance, auch nur eine Runde zu spielen. Morgen werden sie definitiv viel in der Schule zu erzählen haben.

Gegen Abend als die drei nach Hause mussten, haben Matthias und ich sie noch ein Stück auf ihrem Weg begleitet. So recht wussten sie nicht, ob sie sich freuen oder weiter schämen sollten, weil sie in Begleitung der Wazungu natürlich alle Aufmerksamkeit auf sich zogen. Wo wir auch vorbei kamen, hörten die Leute mit ihrer Arbeit auf und beobachteten uns genau. Auf dem Markt ging ein Aufschrei durch die Menge und es wurde wild über die Weißen geredet. Wir waren Dorfgespräch Nr. 1. Natürlich präsentierten uns alle ihre Waren wie z.B. frischen und getrockneten Fisch, Maniok, Maracuja und Süßkartoffeln. Aufgrund unser angeschlagenen Mägen, lehnten wir jedoch dankend ab. Auf dem Rückweg kamen wir uns wie die Rattenfänger von Katwa vor, wir zogen eine Traube von Kindern hinter uns her, die uns alle mit staunenden Augen anstarrten. Die mutigsten trauten sich nach vorne und strichen uns schnell über unsere Arme und Hände. Nachdem sie bemerkt hatten, dass wir sie nicht auffressen würden, trauten sich immer mehr Kinder an uns heran und begutachteten unsere Arme, unsere Hände und Fingernägel, alles wurde genauestens in Augenschein genommen. Die Kinder legten ihre Hände in unsere und verglichen die Größe und Farbe der Haut. Auch unsere Größe und meine Statur wurde ehrfurchtsvoll bewundert. Die Bitte, unsere Arme und Hände mit ihnen zu tauschen, lehnten wir jedoch dankend ab. Kurz vor dem Kirchengelände verabschiedeten wir uns und gingen zurück, da wir doch ziemlich geschafft waren von dem kleinen Spaziergang, man merkt die knapp 1800 Höhenmeter doch sehr stark! Kwa heri – Auf Wiedersehen!

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Eine Antwort zu 7. Tag: Katwa – Obama Style (Ingo)

  1. Claudia Dubbelboer sagt:

    Hallo Ingo, bin jetzt erst in eure Schilderungen eingestiegen.Bin begeistert über Euren Reisblog. Welche Eindrücke und Erlebnisse.#
    Danke für Eure lebendigen Berichte. Ich bleibe jetzt am Ball, dass ich gezielt an Euch im Gebet denken kann.
    Alles Liebe von der ROTEN Claudia

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