2. und 3. Tag: Goma – 15kg abgenommen! (Ingo)

image2. Tag (Fortsetzung): Die Einreise in den Congo verlief problemlos, wir hatten unsere Visa ja bereits in Deutschland beantragt. Ich heiße jetzt Monsieur Ingo und bin offiziell als missionaire eingereist. Kanyororo hat alles perfekt gemanaged, unser Gepäck wird als Kircheneigentum unverzollt ins Land gelassen und das ist bei der Menge an Dingen, die wir mit uns transportieren, auch gut so.

Was für ein Unterschied! Eben noch über bestens asphaltierte Straße gefahren, geht es nun auf Buckelpisten durch Goma, wobei Buckelpisten weit untertrieben ist. Mondkraterlandschaft würde sowohl die Beschaffenheit als auch die Farbe der Straßen eher treffen, Reste des Nyiragongo Ausbruchs 2002 sind noch an allen Ecken zu sehen, die Stadt besteht förmlich aus Lavageröll: die Straßen, die Mauern, die Häuser und gefühlt auch die Luft, wenn man sich mit dem Landrover durch die Stadt schiebt. An den Seiten bieten Händler ihre von Staub bedeckten Waren feil, Waren werden auf überdimensionalen Holzrollern durch die Stadt geschoben. Neben uns schieben sich noch Geländewagen der UN und diverser NGOs sowie hoffnungslos überfüllte Minibusse durch die Lavapisten von Goma. Dort wo früher zweistöckige Häuser standen, ragen nun nur die oberen Stockwerke aus dem Boden. Die Stadt ist soweit wieder aufgebaut, nur halt etwa 2m höher.

Fortbewegung in Goma ist durch die Straßenverhältnisse alles andere als einfach. Für die 3km bis zum Hotel brauchen wir knapp 40 Minuten, einen kleinen Abstecher zum Essen eingerechnet. Dafür sind wir in einem fantastischen Hotel direkt am Ufer des Kivusees untergebracht. Eine paradiesische Vegetation und eine traumhafte Aussicht lassen einen schnell die Verhältnisse vor den von bewachten Mauern vergessen. Aber will ich das eigentlich? Ich habe noch die Verhältnisse draußen vor Augen und fühle mich ein wenig unwohl, dass ich mich hier ganz entspannt am Pool (oder am See) mit einem Glas frisch gepresstem Maracuja-Saft entspannen kann. Strom weg, unter das Moskitonetz krabbeln und gute Nacht!

3.Tag: Der heutige Tag begann wie gewohnt mit Körperpflege, allerdings habe wir uns entschieden, die Dusche gegen eine Wanne zu tauschen, einer ziemlich großen Wanne, dem Kivusee. Also das Waschzeug eingepackt, ein Handtuch, Badehose an und runter zum See. Während die Sonne aufgeht und wir uns im See schrubben und im Wasser schnauben, fahren Fischer in Booten an uns vorbei raus auf den See zum Fischen. Frisch gebadet und nach einem üppigen Frühstück sind wir gewappnet für einen Tag voller Besuche und damit auch viele Fahrten durch Goma. Kanyororo und Gérard übertreffen sich selber und sind bereits VOR der verabredeten Zeit da, um uns abzuholen. Erster Stopp CBCA Goma (der Kirche, mit der wir zusammen arbeiten). Der Tag dort beginnt mit Bibelstudien im Hauptbüro.

Auf dem Weg zum Majengo Institut, der Partnerschule der Matthias-Claudius-Schule in Bochum, machen wir Halt bei einem Krankenhaus der CBCA. Dr. Hangi erklärt uns seine Arbeit auf Deutsch, da er selber einige Zeit in Deutschland gelebt und gearbeitet hat. Ich werde mich nie wieder über ein Mehrbettzimmer in einem deutschen Krankenhaus beschweren. Schockiert bin ich allerdings über seine Berichte von den Plünderungen durch die M23-Rebellen im Dezember vergangenen Jahres. Wirklich schlimm finde ich jedoch die Tatsache, dass eine große Mehrheit der Frauen aus Goma bereits 15-20mal vergewaltigt worden sind und das nicht nur durch die Rebellen. Auch die Regierungssoldaten und die restliche männliche Bevölkerung ist maßgeblich daran beteiligt.

Zum Glück geht es im Majengo Institut, das aus einer Primär und Sekundärstufe besteht, fröhlicher weiter. Der Schulleiter Kambala Nghuzundi begrüßt uns herzlich und nimmt die mir von der Matthias-Claudius-Schule anvertrauten Dinge wie Digicam, Drucker, Fußbälle und Korrespondenz freudig entgegen. Die Kamera wird sofort ausgepackt und ausprobiert. Nun bin ich 15kg leichter, obwohl genau genommen leider nur mein Gepäck. Anschließend werden wir durch mehrere Klassen gezerrt und vorgestellt. Auch die Baustelle für die neue Aula wird uns stolz präsentiert. Ich habe das Gefühl, dass die Geschenke hier gut aufgehoben sind. Die Schule hinterlässt bei mir einen sehr guten Eindruck. Wir nehmen Abschied als gerade Pause ist und müssen uns durch Massen von Kindern schieben, die alle auf unsere Fotos und von uns „Sambusas“ haben wollen. Das Problem ist nur, dass ich bis jetzt nicht herausgefunden habe, was das überhaupt bedeutet.

Danach geht es weiter zur ULPGL, der Université Libres des Pays des Grands Lacs, wo wir für morgen ein Wirtschaftsplanspiel mit Studenten vorbereiten müssen. Doch davon morgen mehr. Es gewittert eh gerade, der Strom weiß nicht so recht, ob er fließen soll oder nicht, daher: Lala salama – schlaft gut!

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2 Antworten zu 2. und 3. Tag: Goma – 15kg abgenommen! (Ingo)

  1. Armin sagt:

    Vielen Dank Ingo, dass Ihr dem Institut Majengo einen Besuch abgestattet habt und vor allen Dingen die gewünschten Materialien dort Kambale Nzughundi übergeben konntet. Total super, Eure Beschreibungen. Ich kann das richtig gut nachvollziehen. Gott segne Euch und Eure weitere Mission. Armin

  2. Michael Kersting sagt:

    Schön, eure Reise so mitverfolgen zu können.
    Sambusas sind gefüllte Teigtaschen. Die Kids hatten
    vermutlich Hunger!

    Be blessed!

    Michael

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