2. Tag: von Kigali nach Goma – My Ingo is my Castle (Ingo)

imageAm gestrigen Abend hatten wir uns für heute morgen um 10:00 Uhr zur Abfahrt mit Kanyororo und Gérard verabredet. Um fünf Minuten vor 10:00 war Kanyororo dann da. Ihr könnt Euch gar nicht unsere Verwunderung über seine Pünktlichkeit vorstellen; er selber war aber am meisten überrascht, so dass wir uns noch eine halbe Stunde hingesetzt haben, um danach in Ruhe aufzubrechen.

So läuft das halt hier in Afrika. Überhaupt scheint hier jeder die Ruhe weg zu haben. Es treibt einen ja niemand, warum sollte man dies also selber tun. Eine bestechende Logik! Ich habe in desem Zusammenhang gelernt, dass man eine Viertelstunde damit verbringen kann, den Frühstückstisch zu decken, wenn man nur jedes Teil einzeln und mit großer Pause zwischen den verschiedenen Frühstücksutensilien bringt. Aber was soll’s, eigentlich finde ich das sehr entspannend und befreiend. Warum soll man sich eigentlich auch durch das Leben hetzen? Mir ist der Grund dafür gerade entfallen und hoffentlich erinnere ich mich nicht so schnell wieder daran^^

Die Fahrt nach Goma ist einfach wunderschön. Die Straße ist komplett asphaltiert und schmiegt sich an die sanften Hügel an, durch die uns unser heutiger Weg führt. In entspanntem Tempo habe wir 160 km immerhin in knapp unter fünf Stunden geschafft! Ich hätte es nicht anders haben wollen, jede Biegung, jede Bergkuppe birgt ein neues, unbeschreibliches Panorama. Jedes Bild saugt sich buchstäblich in mein von grauen, deutschen Asphaltschluchten ausgedorrtes Gehirn. Dort ein Tal, durch das sich gemächlich ein Fluss räkelt, dann wieder malerische Äcker, die von Frauen bestellt werden, Teefelder, Händler, die ihre Produkte am Straßenrand anbieten, Fahrradfahrer, die ohne Gangschaltung steilste Straßen hinauffahren (und das auf bis zu 2400m Höhe) und Kinder, Kinder und nochmals Kinder, meistens in Schuluniformen, da sie in Ruanda sowohl morgens als auch abends noch einmal zur Schule gehen.

Überhaupt habe ich bisher das Gefühl, dass das Afrika, das ich momentan erlebe, sehr die Sinne anspricht. Es riecht hier einfach auf eine spezielle Art und Weise, die man schwer in Worte fassen kann. Daas meine ich gar nicht negativ, sondern irgendwie einzigartig. Es ist eine Mischung aus Erde, Holz, der schwere Duft verschiedenster Blüten und einigen anderen Zutaten, die ich noch nicht identifizieren kann. Das Auge hat eine reiche Auswahl an satten Grüntönen der hiesigen Vegetation bereichert von Blüten in allen erdenklichen Farbschattierungen. Alle Farben scheinen ein bisschen satter zu sein als ich sie von zu Hause her kenne oder bilde ich mir das nur ein? Darüberhinaus ist es rot, alles ist rot,. Wo man das Erdreich sieht oder eine offene Bruchkante in der Landschaft zu sehen ist, alles ist rot von rotem Lehm. Das Ohr nimmt viele exotische Tierlaute, darunter Vogelschreie und das Zirpen von Zykaden und Grillen wahr. Haptisch fühlt sich alles hier etwas rauher und bodenständiger an. Pflanzentexturen sind robuter, Oberflächen von wettergegerbten Stühlen und Tischen sind nicht glatt, ken Wunder, da sich das LEben hier im wesentlichen unter freiem Himmel abspielt. Und zu guter letzt geschmacklich hat bisher alles meinen Gaumen erfreut, Würziger Fisch, pikant abschmeckte Tomaten-Paprika Soße mit Reis, höllisch scharfe Chilisoße, fein abgeschmeckte Samosas und frischer Maracuja Saft lassen einem das Wasser im Mund zusammen laufen. Afrika mit allen Sinnen erleben und erfahren.

Da es mittlerweile sehr spät ist und der Strom abgeschaltet oder ausgefallen ist, mache ich jetzt schon Schluss und vertage meine ersten Eindrücke vom Congo und Goma auf morgen. Nur noch soviel, damit man die Überschrift versteht: Bei der Ausreise aus Ruanda fängt der Grenzbeamte fett an zu grinsen, als er meinen Namen liest und erklärt mir, dass „Ingo“ auf Kinyarwanda „Home“, also „zu Hause“ heißt. Horst meinte sofort, das man von nun an ja „My Ingo is my castle“ als auch „Ingo, sweet Ingo“ sagen könne. Wenn’s denn sein muß, solange die USA nicht ihre Homeland Security in „Ingoland Security“ umbenennen, soll’s mir recht sein.

Dass Ruanda rot ist, habe ich oben schon beschrieben, aber warum Goma schwarz ist, davon morgen mehr.

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2 Antworten zu 2. Tag: von Kigali nach Goma – My Ingo is my Castle (Ingo)

  1. An-Kas sagt:

    Hallo Ingo!
    Ich finde es ganz toll, dass du uns über diesen Reiseblog an Eurer spannende Reise teilhaben lässt. Ich werde auf jeden Fall regelmäßig mitlesen. Es hört sich sehr interessant an, ich freue mich schon auf Fotos und weitere Eindrücke.
    Habt einen schönen Aufenthalt, passt auf Euch auf!
    Lieber Gruß aus der Heimat,
    Anke

  2. Urlaubsliste sagt:

    Ich schließe mich meiner Vorschreiberin an: Dein Blog ist wirklich klasse. Man kann Deine Reise geradezu miterleben. Du gehst sehr gut mit Worten um! Es ist eine Freude Deinen Blog zu lesen.

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