„Interessante Zeiten“

Ein chinesischer Fluch sagt: „Mögest du in interes­santen Zeiten leben!“. Wir erleben momentan in Deutschland interessante Zeiten, doch im Congo hat man nach gut 25 Jahren die Schnauze voll davon! Dadurch wurden die letzten Tage noch „interessan­ter“. Dies ist mittlerweile die tödlichste Region der Erde, vielleicht sogar noch vor der Ukraine.

Mir sind viele Bilder und Videos zugegangen. Auf der Info- und Mitgliederversammlung mehr dazu. Hier eine Zusammenfassung:

Stand 16.8.2022

Vor zwei Wochen noch konnte Julienne ohne Pro­bleme den Markt und die Geschäfte in Butembo besuchen und kurz danach muss sie sich den ganzen Tag im Haus verstecken, während nachts Schüsse durch die Stadt hallen.

Anfang 2022 war die Situation in Butembo und in der Gegend westlich davon sicher. Julienne konnte reisen und nutze das, um alle Beteiligten des Land­kaufs zu erreichen, denn im Dezember 2021 waren die Pyg­mäen vertrieben worden und kamen notdürftig in der Schule unter.

Bsiegelung des Kaufvertrags

Doch östlich von Butembo drangen die ADF1-Rebellen immer weiter in die dicht besiedelten Gebiete des Nord-Kivu ein. (1ADF: aus Uganda stammend, muslimisch geprägt, geht brutaler gegen die Bevölkerung vor als IS und Boko Haram. https://de.wikipedia.org/wiki/Allied_Democratic_Forces  
https://www.bbc.com/news/world-africa-57246001             
htps://www.youtube.com/watch?v=Ac0QHoh6-9o

Ganze Dörfer wurden ausgelöscht und auf der Straße zwischen Butembo/Beni und Uganda kam es immer wieder zu Überfällen.

Die Reisenden wurden nicht nur ausgeraubt sondern auch brutal ermordet.

 

In den letzten Jahren hatten sie im Norden und Osten das Gebiet Beni und Oicha bereits fast vollstän­dig ausgeplün­dert. Viele Dörfer wurden ausradiert und deren Bewohner gefoltert, zerhackt oder einfach nur getötet. Die Kinder nahm man als Sklaven und als spätere Kämpfer oder Huren mit. Da sie vom Plündern lebten, mussten sie ihr Einzugsgebiet immer weiter aus­dehnen. So näherten sich die An­griffe immer mehr der großen Handelsstadt Butembo.

Dort und in der Stadt Beni, die 80 km weiter nörd­lich liegt, sind seit Jahren UN-Truppen stationiert, die MONUSCO. Sie hat ein robustes Mandat, das heißt, sie darf auch gegen Rebellen aktiv vorgehen. Doch das tat sie nicht, im Gegenteil. Die ADF konnten unbehelligt ihren Aktivitäten nachgehen. Ja, sogar Konvois unter dem Schutz der MONUSCO wurden überfallen. Wir berichteten bereits über dieses in der Geschichte von Misebé.

Und der Verdacht, dass die ADF und andere Rebellen nicht nur von Uganda und Ruanda, sondern auch von der MONUSCO mit Waffen versorgt wurde, erscheint auch nicht ganz unbegründet. Die Menschen dort sehen es als eine Tatsache an.

Die Wut der Bevölkerung über die Untätigkeit und vermutete Komplizenschaft der MONUSCO führte immer wieder zu Protesten und zuletzt auch zu An­griffen. Das congo­le­si­sche Miltär zog sich aus Buyinga (Tandan­dale) (60km westlich von Butembo) zurück, um die Kräfte in Butembo zu ver­stärken.

Daraufhin über­nahmen Maimai Re­bel­len wieder die Kon­trolle in der Gegend.

Mitte Juli 2022 häuften sich die An­grif­fe auf die MONUSCO durch wütende Jugend­liche. Dann gab es Angriffe auf die Kaserne in Butembo, wobei die MONUSCO auch scharf in die Menge schoss. 12 Menschen kamen dabei ums Leben.

https://www.youtube.com/watch?v=Ac0QHoh6-9o

Schließlich rückte die MONUSCO ab und zog sich aus Butembo zurück. Ebenso aus Beni und Goma, der Provinzhauptstadt.

Doch das führte nicht etwa zu Frieden.

Eigentlich müsste ja die kongolesische Armee und Sicherheitskräfte diese Aufgabe übernehmen. Aber die konnten und wollten gegen die ADF nicht vor­gehen. Denn diese sind bewaffnet, im Gegen­satz zu Protestlern oder den Men­schen, bei denen das Mili­tär Ziegen und Hühner ‚beschlagnahmt‘.

Aber das rächte sich. Die ADF rückte in Butembo ein.

Am 10.August wur­den zwei Stadtviertel in der Nähe des Zentrums ge­plündert. Am 12 August wurde das Gefängnis über­fallen und 800 Gefangene befreit. Dabei kamen auch zwei Polizisten ums Leben.

Jetzt entlud sich der Zorn der Bevölkerung auch auf die Sicherheitskräfte. Diese wurden von Jugendlichen angegriffen. Einige Soldaten und Polizisten kamen ums Leben.

In der nächsten Tagen und Nächten blieben alle in ih­ren Häusern. Nachts hörte man heftigen Schuss­wech­sel. Uns ist nicht klar, wer wie dabei beteiligt war.

Am 15. August kam der Militärgouverneur nach Butembo, um mit den Jugendlichen zu sprechen.

Wie es weiter geht? Wir wissen es nicht.

Doch wie gehen die Menschen dort damit um? Die vielen Christen in den verschiedenen Kirchen, getra­gen von ihrem Glauben an die Liebe, die in Jesus Christus zu uns kam, machen weiter, fangen neu an und bauen wieder auf. Sie kümmern sich um die Waisenkinder, wie jetzt 40 Kinder, meist Pygmäen, die aus den ADF Gebieten nach Butembo kamen.

Irgendwelche Mitglieder der Kirche haben sich ihrer angenommen und versorgen sie mit Essen und Unterkunft.

und un­ter­stützen die Benach­teilig­ten, wie die Pyg­mäen.

Sie sind das gute Funda­ment des Congo und der Grund dafür, dass das Land noch nicht zerfallen ist oder unter den Nachbarn Uganda und Ruanda aufgeteilt wurde. Deshalb gehen die Angriffe der ADF auch in erster Linie gegen die Christen in der Region.

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