Der Vater meines Nachbarn Nziavake ist ein Händler in Buyinga. Er verfolgte von Nahem die Bewegung der Maimai Nduma deren Hauptquartier sich in Mukondo befindet, 21 km westlich von Buyinga. Er sagt, die Maimai Nduma streben an, ihr Hauptquartier nach Buyinga zu verlegen, um besser von den Steuern zu profitieren, den sie der Bevölkerung auferlegen. Aber sie fürchten die eventuelle Reaktion der Maimai Mazembe, die in Kasiyiro sitzen, 2 Stunden Fußweg vom Markt von Buyinga entfernt.
Eigentlich sollten sich die beiden Gruppen gut verstehen durch die Tatsache, dass sie das gleiche Ziel verfolgen, nämlich die exFDLR zu verfolgen, jene ruandesischen Rebellen (ehemalige ruandische Armee) die seit 1994 die Wälder westlich von Lubero besetzt hatten.
Im März sprach ich mit dem Pygmäen Taki, dem Vater von Kombe. Kombe war damals 19 Jahre alt und er hatte ein Stipendium vom Projekt Tandandale bekommen. Doch nach der Eroberung von Buyinga kam er nicht mehr zur Schule.
Die Weihnachtsferien begannen am 24. Dezember in der Stadt Buyinga, aber in Tandandale, Mukondo, Butumbe usw. bereits früher, wegen der Eroberung der Stadt Mukondo durch die «neue Eroberungsarmee ». Während dieser Ferien erzählte Kombe seine Erlebnisse der Familie.
Kombe :“Wie der Vater von Nziavake mitteilte, sind die Maimai gegen 14 Uhr im Geschäftsviertel von Buyinga angekommen. Die Bevölkerung wusste davon nichts, aber der Präsident der FEC, (Vereinigung der Händler) in Buyinga hatte einen Informanten in den Rängen der Milizen, der ihn vorwarnte. So veranlasste er um 10 Uhr die Händler, ihre Geschäfte zu schließen.“
Taki, der Vater von Kombe :“Hat die Polizei nicht die Händler gefragt, warum sie ihre Geschäfte schließen ?“
Kombe :“Nein, der Bürgermeister wusste auch, dass die Maimai sich auf Buyinga zubewegten. Er hat sein Büro geschlossen, alle Agenten sind geflohen, jeder für sich. Die Polizisten verteilten sich, die Mutigsten sind im Büro geblieben, aber in Zivilkleidung, um sich zu tarnen und sich zu gegebener Zeit unter die Bevölkerung zu mischen.“
Taki: „Es ist also niemand im Rathaus geblieben ? Auch nicht der Kommandant ?“
Kombe : „Niemand. Man berichtet, das die Polizisten, sobald sie informiert wurden, sich Motortaxis genommen hatten, um nach Butembo zu fahren. Der Bürgermeister ordnete auch an, das Gefängnis zu öffnen und die Gefangenen frei zu lassen, um das Schlimmste zu verhindern.“
Taki: „Und was hat die Bevölkerung gemacht ?“
Kombe : „Die Leute waren schon zu den Feldern aufgebrochen. Das Stadtzentrum besteht aus einem Quadrat gebildet vom Rathaus, Geschäften, und dem Markt. Dort bemerkten die Leute die Gegenwart von zwei Milizen, die ohne Zweifel Aufklärer waren. Einer spielte Ndeva, ein lokales Spiel, der andere nippte einen Tangausi, einen Drink, unter einem großen Sonnenschirm, den der Bierverkäufern von der Brauerei BRASIMBA in Beni zur Verfügung gestellt wurde.“
Taki: „Woher weißt du das alles, wo du doch eigentlich auf der Schule sein solltest ?“
Kombe : „Wir hatten mit dem Lehrer für praktische Arbeiten die Schule verlassen, um die verschiedenen Baustoffe zu studieren. Als wir das Zentrum überqueren wollten, haben wir diese Situation angetroffen und haben uns verteilt. Der Lehrer wollte uns nicht mehr zurückbringen. Er war genau so neugierig wie wir, seine Schüler.“
Taki: „Du hast also die Ankunft der Milizen verfolgen können ?“
Kombe: „Nein, Da sich ihre Ankunft verzögerte, bin ich zur Schule zurückgegangen um meine Schultasche zu holen. Als wir in der Nähe der Schule Muzinduo waren, gegen 12 Uhr, hörten wir Pfiffe und das Hupen von Motorrädern. Alle Schüler kamen aus den Klassen um zu beobachten.
Die Milizen kamen auf 8 Motorrädern, jedes trug zwei oder drei Nduma mit einem Gewehr in der Hand. Die Schüler grüßten sie winkend und sie antworteten mit den gleichen Zeichen, wie es damals der Präsident Mobutu gemacht hätte. Das sind wahre Helden, sage ich Euch.“
Taki: „Wie wurden sie im Zentrum empfangen ?“
Kombe: „Sie hielten auf der Straße, stiegen von ihren Motorrädern und gingen in das Rathaus. Das Rathaus war geschlossen. Die Neugierigen sind ihnen zum Büro gefolgt, einige Polizisten in Zivil ebenfalls. Sie brachen die Tür des Gefängnisses auf, doch dort waren keine Gefangenen mehr. Aber einer der ehemaligen Gefangenen hat direkt offen einen Polizisten bei den Milizen denunziert. Der Polizist konnte nicht mehr fliehen, denn er konnte nicht schneller laufen als eine Kugel aus der Kalaschnikow.
Er wurde verhaftet und zum Oberst der Maimai gebracht. Der trug ihm auf, zu den Behörden zu gehen, denn sie wollten mit ihnen in Frieden sprechen.
Daraufhin hatte der Offizier in Zivil, der dort war, bemerkt, dass es keine Bedrohung gab. Also stellte er sich dem Oberst und informierte ihn, dass der Bürgermeister nach Butembo gefahren war.“
Taki: „Was passierte daraufhin ? Wurden keine Leute mit dem Stock geschlagen ?“
Kombe: „Nein, der Oberst ordnete an, dass die Bevölkerung gerufen wurde. Verschiedene Leute versammelten sich daraufhin im Vorhof des Rathauses. Er verkündete daraufhin, dass er friedlich gekommen war, um die kommunalen Verantwortlichen zu besuchen. Seine Mission war es, die Bevölkerung von der Herrschaft der exFDLR zu befreien. Er verlangte, dass der Offizier der Zivilverwaltung eine Ziege und Bier an seine Truppen ausgab. Das Gleiche verlangte er von der Händlergilde, der FEC Buyinga. Ebenso informierte er, dass jeder Erwachsene, Frau oder Mann, sich an dem Unterhalt seiner Armee beteiligen musste, und zwar mit 1000 FC pro Person. So muss jeder Haushalt einen Jeton kaufen für den Vater, einen weiteren für die Mutter und einen für jedes Kind, das das Alter von 16 Jahren überschritten hatte.“
Taki: „Wie sind sie denn dann zurückgegangen ?“
Kombe: „Sie sind gegen 14 Uhr zurückgekehrt, ohne irgendetwas anzurichten. Allerdings haben sie noch einige Motorräder requiriert, um ihre ‚Geschenke‘ zu transportieren. Alles kehrte zur Normalität zurück, aber die Maimai blieben bis zum Abend in Manzia, einem Viertel im äußersten Osten von Buyinga.“
Taki: „Was haben sie dort gemacht?“
Kombe: „Es schien, dass sie entschieden hatten, Jetons zu verkaufen. So ließen sie auch einige Pakete mit Jetons bei einigen Personen des Zentrums.“
Kombe hatte sich von den Maimai beeindrucken lassen, so sehr, dass er sich ihnen anschloss. Wie bei solchen Anwerbeaktionen überall auf der Welt üblich, hat man ihm viel versprochen. Doch die Wirklichkeit war dann anders. Schon 14 Tage später lief er wieder davon und versteckte sich im Wald.
Jetzt kann er nicht mehr zur Schule gehen, denn wenn man ihn erwischt, muss er damit rechnen, getötet zu werden.