Fotografieren ist nicht meine Stärke. Ich kann zwar auch gute Aufnahmen machen, aber entweder denke ich nicht daran oder ich habe bei Menschen Hemmungen, einfach auf den Auslöser zu drücken. Doch was mir bei den Aufnahmen der zweiten Fahrt nach Tandandale passiert ist, brachte mich fast zur Verzweiflung. War die Fahrt wirklich ganz umsonst gewesen?
Die Einweihung des neuen Kirchenkreises Vuyinga war einfach ein Erlebnis. Von morgens 8 Uhr mit dem Empfang der Kirchenleitung, die in einer Prozession den Berg hinauf kam, bis nachmittags um 15 Uhr, als dann die geladenen Ehrengäste in einem Klassenraum auf Hockern Platz nahmen und ein ziemlich einfaches Mahl bekamen. Eine lange Zeit, doch sie wurde mir nicht zu lang.
Nach den einleitenden Liedern und der Vorstellung der Kirchenleitungsmitglieder und sonstiger Honoratioren (gleich zwei Mal) wurde auch ich als Gast aufgerufen, ein Gast, der ein Lied mitgebracht hat. So ging ich auf die Bühne vor dem Podium der Ehrengäste, begleitet von Julienne, Uleda und Joade (Ich verweise noch mal auf meinen früheren Blog zum Problem mit den Frauen!!) und wir sangen Moto! – Feuer und Flamme für Jesus. Doch den Text der Strophen hate ich abgeändert. Gott hatte mir da eine etwas andere Version aufs Herz gelegt: .. der Friede aus Jesus regiere Eure Herzen und .. regiere unser Land. Von vielen Seiten wurde mir später bestätigt, dass dies die Menschen tief im Herzen berührt hatte, denn das wünschen sie sich. Zum Schluss segnete ich sie noch und wünschte ihnen Frieden im Herzen und im Land.
Dann kam die formelle Eröffnung des Kirchenkreises und die Amtseinführung des neuen Superintendenten. Und jedes Mal wurde die Gemeinde und die Leitung gefragt, ob sie dem zustimmen.
Zum Schluss wurde noch das Abendmahl gefeiert und ich war so berührt, dass ich nicht mehr mitsingen konnte. Das hat mich selbst überrascht, denn früher waren mir diese Gottesdienste viel zu lang. Aber wo kann man in Deutschland schon die Gründung eines neuen Kirchenkreises miterleben? Und auch Gemeindeneugründungen in den freien Kirchen sind meist nicht mit so einem großen Fest verbunden.
Ich wollte am liebsten gar nicht weg, aber vor allem Uleda drängte und sagte, dass wir fahren müssten, weil es bald dunkel würde. Es ist ganz praktisch, dass sich Uleda um fast alles kümmert. Obwohl sie da manchmal auch zu viel herumkommandiert. Aber noch ist sie nicht auf dem Level einer Oberschwester angekommen und bis zum Level Domina wäre es noch ziemlich weit. Aber praktisch ist es so…
Auf der Heimfahrt kamen wir in einen Stau. Dort wo sich sonst nur so 5 Autos pro Tag tummelten fuhren auf einmal rund 10 Autos hintereinander wie in einem Konvoi. Dazu kamen vor und nach uns noch etliche ähnliche Konvois, die sich hinter einem langsamen Auto sammelten. Die ganze Straße war gesäumt von Kindern und Erwachsenen, die sich das Schauspiel anschauten – Formel 1 für Anfänger.
Ich filmte fleißig und wechselte unterwegs noch die Karte um einige Szenen aus dem fahrenden Wagen machen zu können.
Schließlich kamen wir in Butembo an. Todmüde packte ich meine Sachen auf den Tisch und lud schon mal die ersten Videos auf den Computer. Am nächsten Tag kamen die anderen Videos dran. Doch irgendwie hatte ich die Karte mit den Aufnahmen von Tandandale und Vuyinga nicht dabei. Also habe ich alle Karten noch einmal durch geguckt und dann alle mit einem Programm auf verlorene Dateien getestet. Und dann musste ich feststellen, dass die Karte von Vuyinga nicht dabei wer! Ich hatte sie wohl ganz offensichtlich unterwegs beim Wechseln verloren!
War nun die ganze Reise umsonst? Naja, ich war ja nicht nur da, um Bilder zu machen, doch das war schon einer der wichtigsten Zwecke der Reise.
So war ich Dienstag morgen ziemlich niedergeschlagen und fertig und beklagte mich bei Julienne, dass ich gar keine Lust mehr hätte irgendetwas zu machen. So schöne Aufnahmen und alles weg!
Julienne informierte Uleda und sie kam dann mit einer ernsten Mine herein und wir überlegten, wo die Karte sein könnte. Vielleicht im Auto verloren? Uleda fuhr los und suchte den Chauffeur. Zusammen suchten sie dann das ganze Auto ab.
Während Uleda weg war, kam eine Delegation des Poste Katwas um mit mir über das Internetprojekt zu sprechen. Hier in Katwa ist nämlich nichts. Die Leute müssen nach Butembo fahren und dann gibt es vielleicht gerade kein Netz. Auch mit den Modems über Funk ist das so eine Sache. Ich habe im Kirchenbüro vier Leute gesehen, die eine Stunde damit beschäftigt waren, eine Email zu versenden.
Leider kostet so ein Projekt, Wlan-Netzwerk und Internetcafe rund 20.000$ Investitionskosten. Das ließe sich sogar noch finanzieren, wenn man hier nicht einen Kreditzins von 2,5% zahlen müsste. Im Monat wohlgemerkt! Das haut die ganze Finanzierung durcheinander.
Aber sie haben noch eine andere Art Internet, viel effektiver und sehr einfach. Das wenden sie oft und regelmäßig an: Das Gebet. Das gehört zu jeder Tätigkeit mit dazu. So bat ich den Pastor Evangeliste, (den stellvertretenden Superintendenten) nicht nur für das Projekt, sondern auch für mich und meine Karte zu beten.
Endlich kam Uleda wieder. Keine Karte aufzutreiben. Sie fanden nur ein Handyladegerät, das uns nicht gehörte. Uleda nahm noch einmal die Box, in der die Karten lagen. „Versuch es doch noch einmal!“ Ich hatte die Karten schon drei mal geprüft, aber noch nicht auf verlorene Dateien getestet. Also ging ich sie noch mal durch. Erste Karte: leer ohne defekte Dateien. Zweite Karte – Nanu? Da waren die Dateien, die ich verzweifelt gesucht hatte. Uleda rief Julienne und gemeinsam freuten wir uns. Uleda fing vor Freude sogar an zu Weinen.
„Das waren so 1000$, die diese Karte wohl wert ist!“, sagte ich. „Gott sei gelobt, dass die Karte wieder da ist.“
Schnell wurde sie auf den Computer und die externe Festplatte kopiert. Jetzt konnte gepackt werden – wurde aber nicht. So viel war noch zu erledigen und immer kamen noch etliche Leute. Uleda schimpfte: „Du solltest heute keine Leute mehr empfangen!“ Ich stimmte ihr zu, doch was tun? Wegschicken?
So ist es inzwischen spät geworden, doch der Koffer ist halbwegs gepackt. Ich habe kaum was drin!
Morgen früh um 8 Uhr muss ich am Flugplatz sein, also 5 Uhr aufstehen, 7 Uhr los.
Euer überglücklicher Horst