Nach einem recht ereignislosen Flug, sind wir nach Einbruch der Dunkelheit in Kigali gelandet. Überrascht wurden wir von der Ansage im Flugzeug, dass das Einführen von Plastiktüten nach Ruanda verboten ist.
Zum Glück wurde unser Gepäck nicht näher unter die Lupe genommen, denn natürlich waren Schuhe und andere reisenotwendigen Dinge in vielen Plastiktüten verpackt. Nach der unproblematischen Reise, bei der es lediglich darauf ankam, die schläfrigen Grenzbeamten nicht zu wecken, hat Horst es sehr geschickt angestellt und einen Kofferträger angeheuert, der erste uns schnurstracks im Eiltempo vorbei an den lauernden Zollern lotste.
Erster Eindruck von Kigali:
Schon im Landeanflug mit unserem KLM Airbus A330 erkennt man einen riesigen Unterschied zu Westeuropa und den USA, nach Einbruch der Nacht ist Afrika einfach nur dunkel. Der schwarze Kontinent scheint hier ein geeigneter Begriff zur Beschreibung zu sein. Ein vereinzeltes Licht, mal ein Auto oder ein beleuchtetes Haus, mehr ist nicht zu sehen. Nichts erinnert an die hell erleuchteten Lichtermeere wie man sie bei uns nachts kennt. Kigali hingegen widerspricht diesem gerade frisch gewonnenen Eindruck sofort und straft mich Lügen. Hell erleuchtete Straßen (selbst Bordssteinkanten sind farblich markiert!), vorbildliche Autofahrer, Motorradfahrer mit Helm und Warnwesten bewegen sich zivilisiert durch das extrem saubere Stadtbild. Große Banden- und Plakat Werbung macht klar, dass man hier etwas aufbauen möchte. Plakate am Flughafen weisen darauf hin, wie leicht es doch ist, hier ein Geschäft zu eröffnen und Handel zu treiben. Dazu passt das mondäne und sehr westlich angehauchte Bild, das sich einem aufdrängt. zwar ist an fast jeder Straßenecke bewaffnetes Militär zu sehen, aber das scheint die vielen Menschen nicht davon abzuhalten, auf den Straßen zu flanieren, sich zu treffen und gemeinsam Dinge bei angenehmen 20°C zu unternehmen. Allerdings fallen mir auch etliche „filles de rue“ auf, etliche von ihnen sind garantiert noch nicht volljährig, aber wo viel Licht ist, gibt es leider auch viel Schatten. Kaum zu glauben, dass hier vor nicht einmal zwanzig Jahren der größte Völkermord in der Geschichte Afrikas stattgefunden hat.
Nachdem wir von einer kleinen Delegation der CBCA am Flughafen in Empfang genommen wurden und unser Gepäck tatsächlich in den Land Rover gepasst hat, fahren wir zu einem Gästehaus der ruandischen Kirche. Jeder von uns bekommt ein geräumiges 3-Bett Zimmer für sich. Glück gehabt, ich muss mein Moskitonetz nicht aufbauen, im Zimmer hängen schon welche. Danach fahren wir noch kurz in die Stadt, um einen Happen zu essen in einem landestypischen, chinesischem Restaurant. Wenigstens können wir noch eine gute Tat vollbringen und unseren Gastgebern beibringen, wie man mit Stäbchen isst. Auch ich traue mich langsam, mich in Gespräche einzumischen und mein verrostetes Französisch mal wieder ans Tageslicht zu holen. Für Matthias und Horst ist es ein Nach-Hause-Kommen, das spürt man den beiden förmlich ab. Man kennt sich und es werden Anekdoten ausgepackt und viele Fragen gestellt, um sich über den aktuellen Stand der Dinge zu informieren. Ich bin das erste Mal hier und noch ein wenig überfordert, müde, aber dank KLM und dem leckeren chinesischen Essen nicht hungrig, dafür aber von vielen neuen Eindrücken übermannt. Morgen früh geht es dann weiter nach Goma, aber jetzt: Gute Nacht!